„Die Welt des Glücklichen ist eine andere als die des Unglücklichen.“
Wenn dem so sei, wie Wittgenstein schrieb, und Menschen grundsätzlich Glück als lohnendes Ziel anstreben, möchte ich mit einigen ausgewählten Gedanken, Sie anregen, über ihr Glück nachzudenken und es vielleicht sogar zu befeuern.
Vielfalt
Menschen sind vielfältig und so ist auch Glücklich-Sein vielfältig. Wer meint, für das Glück Regeln ableiten zu können, die für jeden Menschen passen, der täuscht sich selbst.
„Jeder ist seines Glückes Schmied“
Streben nach Glück bedeutet, ein gelingendes und ein erfülltes Leben anzustreben. Das bedeutet auch, an sich selbst glauben und in sich vertrauen zu können.
Es sind viele Facetten und Phänomene, doch sicher ist es keine Jagd nach Ressourcen des Glücks und es gelingt kaum in der Rushhour des Lebens, das dominiert wird von Anforderungen des Steigerungsspiels und ewigen To-do-Listen.
Work-Life-Balance
Der Begriff Work-Life-Balance trennt es deutlich: work auf der einen Seite und Life auf der anderen.
Richard Sennet und Georg Simmel haben es deutlich herausgearbeitet. Menschen werden dann mit Glück erfüllt, wenn sie ihre tätigkeitsbestimmenden Endzweck in sich selbst tragen: Dann erleben sie Glück und Freude und erleben das Tun als ungemein befriedigend. Das Produkt Geld als Ergebnis des Bemühens wird lediglich eine sekundäre Befriedigung auslösen, weil es lediglich die „Weltreichweite“ (Hartmut Rosa) vergrößert, doch nicht die Liebe der ausgeführten Tätigkeit selbst.
Der innere Weg
Der Weg zum Glück führt über Ihr persönliches Innen, sagt Mihambo, Gold 2021 bei Olympia. Über fortwährendes Tun und Bemühen auf das Glück hin, führt der Weg über den Sinn und einen Handlungsgrund zum Glück, meint auch Viktor Frankl.
„Glücklich leben, wollen alle, aber wenn es darum geht, zu durchschauen, was es ist, das glückliches Leben bewirkt, dann ist der Blick oftmals getrübt; und es scheint schwer, ein glückliches Leben zu erreichen.“ Je hastiger der Mensch zu ihm hineilt, umso weiter entfernt er sich vom Glück. „Wo dieser (Weg) in die entgegengesetzte Richtung führt, wird die Eile selbst zur Ursache noch größerer Entfernung,“ schrieb Seneca in De Beata Vita. Ein kleines Glücksbrevir, das in der Reclamausgabe kaum größer als ein IPhone ist und leicht in ihre Tasche passt.
Glauben können
Das Glauben-Können ist eine Voraussetzung für ein glückendes und glückliches Leben. Und Glauben-Können meint, an sich selbst, wie auch an den Anderen und an ein Übergeordnetes zu glauben. Erst im inneren Zusammenspiel der Strebungen vermag sich Glück zu zeigen, weil Sie den Sinn und den Grund für ihr Streben erkennen können. Sie bemerken die Auslöser (Trigger) des Glücks.
Doch Glauben-Können setzt Vertrauen-können voraus. Und das bedingt wiederum Mut (ver-trauen).
Suche nach Glück
Bei der Suche nach dem Glück, beobachtete ich viele Menschen. Glücklich schienen die Menschen zu sein, die auch gesund erschienen. Gesund im Sinn der Salutogenese bedeute der Mensch im Ganzen. Diese Menschen konnten auch von mystischen Erfahrungen, Gipfelerlebnissen, wie Maslow diese bezeichnet, erzählen. Das waren Erfahungen großer Ehrfurcht, Augenblicke intensiver Verzückung, Ekstase oder Glückseeligkeit. Es waren Augenblicke reinen Glücks(-gefühls). Zweifel, Angst, Hemmungen, Spannungen, Schwächen werden in diesen Momenten zurückgelassen, schreibt A.H.Maslow und fährt fort, es sei wie ein plötzliches Stolpern in den Himmel.
Heilige Erfahrungen
Diese Erfahrungen bgegneten mir häufig in Schilderungen ‚heiliger‘ Menschen, die diese Zustände in ihren Schriften beschrieben. Das hat nichts mit Halluzinationen oder trivialreligiösen Wunder- und Visionsvorstellungen zu tun, wie es gern manche Wissenschaftler abtun, wenn etwas nicht in die gewohnten Denkstrukturen passt.
Es sind die großen Augenblicke der Einsicht und Entdeckung, die diese Gipfelerlebnisse hervorrufen und in diesem unsäglichen Glück gipfeln.
Philo von Alexandria, Theresa von Avila, Meister Eckhardt, die Bhagavad Gita, Aldous Huxley oder Beschreibungen des „samadhi“ oder „satori“ aus dem Bereich Yoga erzählen davon.
Was bringt’s?
Dieser Weg kann den Menschen helfen, sich und andere besser zu verstehen. Dieses Erleben der Gefühle des Glücks, diese Gipfelerlebnisse bewirken, dass wir lernen, auch beim anderen zu sehen, was bei ihm das Gefühl höchster Befriedigung, das Gefühl der Kreativität auslösen kann. Das ist möglich, weil die Erfahrungen von Glück in ihrer Struktur sehr ähnlich sind; gleich, ob es die Entdeckung eines Naturwissenschaftlers ist, ein geleistetes Sportergebnis, ein Konzert oder ein Geschäftsabschluss.
Maslow meint, es ist eine Art Passivität, ein Vertrauen eine taoistische Haltung des Gewährenlassens ohne Störung oder Eingriff. Man muss in der Lage sein, Stolz, Wille, Macht, Steuerung, Kontrolle aufzugeben. Man muss in der Lage sein sich zu entspannen und es passieren zu lassen.
Wieder war es ein spanischer Mystiker, Miguel de Osuna, der im 16. Jahrh. schrieb: Es ist wie beim Siegelwachs. Man muss es erwärmen, damit der Eindruck (des Siegels) erfolgen kann.
Muster
Betrachten Sie Ihr Leben.
- Welche Steinchen wirbelt es in Ihrem Lebens-Kaleidoskop derzeit durcheinander?
- Wer oder was ist das anstoßende Moment des Glücks?
- Wo erlebten Sie Glücksmomente?
- Was ist ihre persönliche Erwartungsbelohnung, die auf ihr Verhaltenfolgt?
Menschen kommen oftmals nur mit „lockerem Denken“ und Humor den Treibern des Glücks auf die Schliche. Graf Dürckheim formulierte, um einen Weg zum eigenen Glück zu finden:
- Zulassen,
- Einlassen und
- Niederlassen.
Dass die Anfangsbuchstaben ZEN ergeben, sei kein Zufall.
Logik des Glücks
Wittgenstein konstatierte, die Welt des Glücklichen sei eine andere, als die des Glücklichen. So kann Unglück kein falsches Glück sein. Es gibt zwischen beiden keine Schnittmenge.
Tun sich deshalb Menschen so schwer, Glück zu finden, weil sie ihren Fokus überwiegend auf die unglücklichen Ergebnisse richten? Diese (Fehler-Unglück)-Sichtweise haben Menschen seit ihrer Kindheit und Schulzeit gut eingeübt: Viele Menschen suchen immer erst den Fehler, sehen das Unglück oder brauchen erst einen Leidensdruck (Schmerz), der eine Umkehr ermöglicht. Die so geprägten Menschen haben oft auch in glücklichen Zeiten das Gefühl, dass „etwas fehlt“und geben sich dem Aberglauben hin, dass Glück zwangsläufig gleichermaßen eine Qual des Glücklichseins verursache.
- Können Sie Glück einfach nur genießen?
- Meinen Sie, dass Sie soviel Glück nicht verdienten?
Die Begriffe Glück und Unglück bestimmt einen Unterschied und es gibt keine Schnittmenge (s.o.). Diese Frage weist ein Entweder-Oder von Unglück und Glück. Es kann das eine oder das andere gegeben sein. Der Mensch entscheidet frei, ob die persönliche Welt glücklich oder unglücklich ist.
Zum Glücklichsein geboren?
Alle Menschen wollen glücklich sein, schrieb Aristoteles in seiner Nikomachischen Ethik.
- Ist es möglich mit einem Menschen ein glückliches Gespräch zu führen, wenn der oder die Andere immer Recht hat?
- Fühlen Sie sich in Gesprächen wohl, wenn sie sich klein vorkommen?
Einer meiner spirituellen Lehrer erinnerte mich, Glück zu finden, bedeute Geduld und Beharrungsvermögen mitzubringen.
Geduld erreicht alles, schrieb Theresa von Avila.
Leistungsprimate können schnelle Erfolge zeitigen, doch das meint ein anderes Glück. Es ist nicht das Gipfelerlebnis, das Maslow beschreibt. Glück ist leise und innwändig. Glück fällt zu. Glück kann nicht verordnet werden. Sie können auf dem Weg zum Glück nichts falsch machen.
Eine Bedingung gibt es auf dem Weg zum Glück:
- Du musst dich selbst vorbereiten!
- Du musst Verantwortung übernehmen!
- Du musst einen Raum der Wahrnehmung schaffen, um den glücklichen Augenblick auch zu bemerken.
Da meint wieder Seneca: ..“wir sollen nicht wie das Vieh der Herde der Vorausziehenden folgen...“ Es ist Ihr eigenes höchst persönliches Glück. Sie treffen Ihre Entscheidung: „Machen Sie Ihr Ding- Jetzt!„
Glück und Erfolg
Erfolgreich sein, gilt in unserer heutigen Leistungsgesellschaft mit als eins der schönsten Attribute. Können Menschen Glück und Erfolg Zusammendenken?
Folgen wir Viktor Frankl, der sagt, dass Erfolg das Ergebnis aus Bemühen und Glück sei. Dazu ist ein richtungorientiertes Handeln wesentlich. Zielgerichtet bedeutet für eine Handlung, dass der Mensch eine Ausrichtung habe. Gepaart ist das Tun mit dem Gefühl, er könne es selbst erledigen und die Aufgabe reizt ihn, wobei er diese auch sinnvoll findet.
Bei Frankl bedeutet erfolgreich handeln, dass durch das Tun der Zufall abnimmt. Je mehr der Mensch sich eigenverantwortlich in Richtung Glück (Ziel) bewegt.
Eigenverantwortlichkeit
Allein der einzelne Mensch kann die Erfolgsortung bewirken. In einer zweiten Betrachtung kann der Mensch das Glück nur anbahnen, indem er in die Richtung Glück weiter handelt. Dabei sei Glück hier Synonym für Erfolg gesehen, weil es in dieser Abhandlung um den erfüllenden Erfolg geht, der innerlich berührt.
Menschen kommen nur zum selbstverantworteten Handeln, wenn sie einen Grund zu ihrem Tun erkennen. Damit wird die Gefahr minimiert, dass Menschen vom Erfolg besessen werden und ihr Verhalten in Arroganz mündet. Der glücksvolle Erfolg geschieht als Folge des Grundes (Viktor Frankl, Alfried Längle).
Gunst der Stunde
Notwendig bewirken kann ein Mensch das Glück nicht (Insuffizienz der Glücksrealisierung). Es bedarf der „Gunst der Stunde“, damit Es „glücken“ kann. Die Griechen erkannten die Wichtigkeit und hatten dafür einen eigenen Gott: Kairos, der die „Gelegenheit zur rechten Zeit am Schopfe packt.“ Ein spiritueller Mensch nennt das vielleicht Vorsehung oder Gnade.
Glück, im Sinn von Glücklichsein, werden Menschen bei Erfolg nur empfinden, wenn das Bemühen aus der Hand des Menschen selbst voranging. Wenn jemand den Goldschatz ohne Suchen findet, hat er keinen Erfolg, sondern eben nur Zufall. Es ist wird zur Schatzsuche am Ende eines Regenbogens.
Reflektion
Wird Glück und Erfolg nur miteinander identifiziert, so wird Glück zum Handlungsmaßstab und zum Handlungsziel im Rahmen des institutionell und rituell Möglichen gemacht. Menschen werden zu Systemangepassten einer Institution. Nicht wenige Unternehmungen scheinen das anzustreben. Man macht die Mitarbeiter passend. Denn sonst wird der Mitarbeiter kaum dem vorgegebenen (Unternehmens-) Glück nacheifern.
- Wird ihr Glück von aussen definiert?
- Wenn Sie an erlebte Gipfelerlebnisse denken, was waren ihre Motive und Bedürfnisse dahinter?
Pessimistisch oder optimistisch
Wir handeln von einem glücklichen Leben und Lebensfreude. Leipniz bedauerte, dass bei Erwachsenen die Bereitschaft Neues zu entdecken, abstumpft. Leibniz wollte „das in Menschen schlummernde Kind wecken“. In jedem Menschen sei eine andere Persönlichkeit, so vielfältig wie ein Garten voller Pflanzen, ein See voller Fische, die Luft voller Vögel. Er glaubt an die Freiheit, weil er über die Gegenwart in eine unendliche Zukunft sah. Sein Held, Harlekin, war vielseitig, schlau, immer auf der Suche. Leibniz sah auch die Tiefen eines Zuviel des Optimismus, der in Übertreibungen und Dekadenz verfällt. Optimismus ist eine Haltung, die zugibt, dass das Auge weiter sieht, als die Arme greifen können. So gibt es für ihn immer einen Hoffnungsschimmer. Ein Leben ohne Hoffnung ist für Leipniz nicht vorstellbar. Auch ein erfülltes Leben ohne Optimismus nicht.
Optimismus
Optimismus sei, schreibt Zeldin, das Bewusstsein, dass es außer Bosheit und Dummheit noch etwas anderes gibt. Pessimismus sei Resignation, das menschliche Unvermögen, einen Ausweg zu finden; Hoffnungslosigkeit.
Weg zum Licht
Das ewige Auf und Ab von Optimsimus und Pessimismus ist durch Menschen selbst bestimmt, deren Weltbild eher von der Nabelschau als vom Mut neuer Abenteuer und Spontaneität geprägt wird. Diese Menschen führen eher „ein Leben in der Nacht“. Das Glück ist nicht wie bei Louis-Ferdinand Céline eine Reise durch die Nacht, sondern der helle Weg zum Licht.
Kritischer Intellekt
Optimisten zeichnet ein kritischer Intellekt aus. Diese Menschen bemerken die Verengung des Horizonts, sehen die Arroganz, die Heuchelei der Menschen, die unfähig sind, aus Fehlern zu lernen oder den Anderen auch mit seinen Fehlern und Andersartigkeit anzunehmen. Glücklichsein bedeutet nicht immerwährende Freizeit oder Paradiesvorstellungen wie sie Bruegel malte.
Dem Glücken zugewandte Menschen wissen, dass die Fantasie sich nicht erschöpft und das Abenteuer Leben mit jeder Begegnung neu beginnt. Ein dynamisches Leben ist riskant, der Mensch muss sich einlassen, hoffen können und den Mut aufbringen, Neues zu wagen. Nur mit dieser Einstellung kann dem Menschen (sinnvolles) Glück zufallen.
Es gibt keine Garantie auf das Glück und den Erfolg. Den glücklichen Menschen begleitet das Pech ein Leben lang. Der Optimist weiß das, und kennt die Haltestellen, wo er umsteigen kann oder sich ausruht, um neue Kraft zu tanken.
- Wie sähe ein Gespräch über glückendes Leben aus, das Seelenverwandte führten?
„Glück auf!“
riefen die Bergleute und schossen im Korb hunderte Meter in die Tiefe. Dass für diese Menschen in tiefen Stollen das Glück oben ist, liegt nahe. Zwar finden Sie das Glück, arbeiten zu können in der Tiefe, doch ist ihr Glück zu Leben über Tage.
- Wo finden Sie das Glück? Lokalisieren Sie es!
Glücklich werden
Viele Menschen würden glücklicher, wenn sie sich die Zeit zur Reflexion gäben, in der die Intuition einen Weg aufzeichnen kann. Denn langsames Denken, öffnet Emotionen, Geist und Perspektiven. Ruhe vermag bereit zu machen, dass Gipfelerlebnisse zustoßen.
Perspektiven zu sehen, sei die höchste Kunst, die ein Mensch lernen könne, schreibt Karathigi.
- Was fühlten Sie, wenn Sie sich Zeit nähmen?
- Was können andere Bewertungsmaßstäbe verändern?
- Ist es erfolgversprechend, in ein Gespräch mit der Einstellung zu gehen, „ich habe Pech“?
Das Leben ist eine Achterbahn
Glückendes Leben scheint kein Dauerzustand zu sein. Das Leben ist wie eine Achterbahn, meint Corssen. Glückendes Leben geht nicht zwangsweise mit dauerhaften Glückszuständen einher. „Wann immer du in Schwierigkeiten bist, bist du es, weil du das Walten der Natur vergißt. Du selbst schaffst dir dadurch Ängste und Begierden„. schrieb Epikur in seinen Fragmenten. Menschen haben des Glück in der Hand. So wie Menschen ihr Unglück konstruieren, so können sie auch Glück konstruieren.
- Was könnten innere Trigger des Glücks in Ihrem Leben sein?
- Wo sind die Turbulenzen in ihrem Leben, die Glück in Zukunft ermöglichen?
Zwei Wege zum Glück
In einem Büchlein beschreibt seine Heiligkeit, der Dalai Lama, zwei Wege, die Ursachen für Glück sein können:
- Der erste Weg ist äußerlich.
- Der zweite Weg bringt inneres Glück hervor.
Doch nicht jedes Glück ist gleich für ein glückendes Leben zweckdienlich. Äußeres Glück, dem das innere Glück als Fundament fehlt, wird nicht lange dauern. „Wie gewonnen, so zerronnen“, spricht der Volksmund. Menschen, die auf äußeres Glück bauen, nehmen wir meist als getrieben wahr. Dieses äußere Glück ist das ständige Weiterschreiten von einer Begierde zur nächsten (Hobbes). Sie sind vom Erfolg besessen. Das Erfolgsglück frisst sie auf.
Glücksjäger
Diese Jagd nach dem Glück führt nicht zu Wohlsein und Sinn, sondern gebirt „notorisch unglückliche Menschen, die sich einsam, von Versagensängsten gequält, deprimiert, destruktiv, mitunter oft ungesund, abhängig“ fühlen, schrieb Erich Fromm. Es sind die Menschen, die am Montag schon den Freitag in der Arbeit herbeibeten, die froh sind, wenn sie die Zeit totschlagen können.
Loslassen
„Da muss er in ein Vergessen und Nichtwissen kommen“, schrieb Meister Eckhart in Mystische Schriften, Seite 30.
Ist der Mensch „rückhaltslos, vermag aus dem Menschen jegliche Mitteilung zu strömen und ihm echtes Schicksal zu begegnen, schreibt Martin Buber in dem Kapitel Zwiesprache des dialogischen Prinzips.
Die Geschichte von Hans im Glück
Kennen Sie das Märchen Hans im Glück der Gebrüder Grimm? Als Hans völlig befreit und von aller Last losgelöst, zurück zu seiner Mutter kommt, erkennt er das wahre Glück. Das zu erkennen war ein langer Weg über die Fremde. So verkehrt sich das Sprichwort: „Als das Glück zerronnen, es gewonnen“.
- Wann haben Sie sich das letzte Mal Ruhe gegeben, um eigenen Gedanken Raum der Entwicklung zu geben?
- Wann ist der rechte Zeitpunkt, wo die Zeit reif für Ihr neues Glück scheint?
- Woran erkennen Sie, dass Ihnen Glück zugestoßen ist?
- Mit was müssten Sie fertig werden, wenn Ihnen das Glück widerführe?
- Was wäre ein Zuviel des Glückes?
- Was würde eine gute Freundin oder ein Freund auf den Zettel Ihres chinesischen Glückskeckses schreiben?
Leerer Raum
Es wird Zeit, dass wir uns auch bei der Suche nach Glück zumindest einiger der Barrieren entledigen, die uns daran hindern, diesem Streben näherzukommen und auch andere Menschen daran teilhaben zu lassen. Und David Bohm schrieb in seinen Betrachtungen zum Dialog:
….. Wir haben gelernt, hauptsächlich Wert auf explizite, äußere Ordnung zu legen, die durchaus nützlich für die Ziele ist, die wir gewöhnlich im Sinn haben– das Verdienen unseres Lebensunterhalts und dieses oder jenes zu tun. … Wir brauchen einen leeren Raum, zeitlich oder räumlich, wo nichts uns beschäftigt…., dann laden wir das Glück ein uns zu begegnen.
Glücksbremsen
Glück stößt zu. Jeder ist seines Glückes Schmied (s.o.), und doch ist nicht jeder Schmied glücklich.
- Was wäre, wenn Ihre Frustration der Treibstoff sein könnte?
- Weshalb wissen Menschen oft genau, was sie nicht wollen: im Beruf, in der Beziehung, in der Freizeit?
- Was haben Sie noch nicht unternommen, um das Hindernis auf dem Weg zum Glück zu beseitigen?
- Stimmt es, dass Sie von zu viel Glück Schlafstörungen bekommen
- Welche Haltungen sind nützlich, damit Ihnen Glück zufallen kann?
Ambivalenz
„Wie kann ich dem helfen, was von alleine kommt?“ fragte Francois Julliens. Unsere technokratisch orientierte Welt steht dem ’sich treiben lassen‘, im Fluss schwimmen, scheinbar entgegen. Westliche Menschen denken die Natur überwiegend betriebsam, entschlossen, willensbestimmt und sich Ziele setzend. Dem steht die Sichtweise im Sinn von Sun Tsu entgegen, menschliches Tun als Prozess natürlicher Werdung zu denken.
Zusammendenken
Es geht darum, mit Polaritäten zusammenzudenken. Ein Merkmal eines authentischen Menschen sei, auch das Dazwischen zu denken und nicht nur zu Polarisieren. Aus dem Widerklang ‚ying und yang‘ geht der Einklang hervor. Menschen, die mit sich stimmig scheinen, fühlen sich überwiegend auch glücklich. das liegt daran, weil diese Menschen die Prozesshaftigkeit wahrnehmen, verstehen und danach handeln können. Menschen im Gleichklang mit sich selbst und der Welt, verstehen Treiben-lassen, ohne dem Fatalismus zu verfallen. Sie lassen zu, dass sich das Etwas von selbst entfaltet. Das bedeutet sich auf Epikie, Realisierung nach Werten, Alterozentrierung, Toleranz, Geduld, Großmut, Besonnenheit, Liebe und Vertrauen einzulassen, um sich selbst führen zu können. Das gelingt mit Demut.
Sind die modernen Weisen des Management wie agile Teams, Scrum, Kanban oder Digital Thinking ohne das Phänomen der Prozesshaftigkeit wirksam umzusetzen?
- Welche Gedanken kommen Ihnen im Hinblick auf Glück
- Wie können Menschen lernen, ES einfach geschehen zu lassen?
Meditation, Möglichkeit zum Glück?
Meditation kann ein Weg zum Glück sein, wenn Glück auch sinnvolles und gelingendes Leben bedeutet. Sie kann bewirken, Menschen in einer anderen Bewusstseinsweise Räume zu öffnen, um eine innere Ausgeglichenheit, sichere Beherrschung von negativen Emotionen (Niedergeschlagenheit, Ärger, Neid, Hass, Unterlegenheitsgefühl, Unluststimmungen..) zu erreichen, das Wichtige aus der Fülle des Unwichtigen zu filtern oder Sehen und Hören lernen. All das vermag den Sinn zu öffnen, Glücksmomente wahrzunehmen.
Glücksregeln
Und jetzt doch Regeln des Glücks? Glück sei ein Teil des Erfolgs, schreibt Victor Frankl. Erfolg ist Bemühen und Glück. Dabei ist Glück etwas Zufälliges, das nicht aktiv bewirkt werden kann. Menschen können sich durch ihr Bemühen bereit machen, dass Ihnen Glück zufällt. Mit dem Bemühen erhöhen Menschen die Wahrscheinlichkeit des „Glückens“. Damit steigert ein Mensch mit seinen Fähigkeiten, Geschicklichkeit, Übung, Einsatz und Erfahrung die Erfolgschancen und schraubt den Zufall zurück, wie Alfried Längle schreibt. Ein echtes Erfolgskonzept ist, sich auf das bemühen und Ausbauen der personalen Kompetenzen zu beschränken, ohne sich vom Erfolg abhängig zu machen.
Am Boden bleiben
Der Philosoph Karl Popper beschreibt sie in seinem Buch „Die offene Gesellschaft und ihre Feinde“: „Von allen politischen Idealen ist der Wunsch, die Menschen glücklich zu machen, vielleicht der gefährlichste. Ein solcher Wunsch führt unvermeidlich zu dem Versuch, anderen Menschen unsere Ordnung ‚höherer‘ Werte aufzuzwingen, um ihnen so die Einsicht in Dinge zu verschaffen, die uns für ihr Glück am wichtigsten zu sein scheinen; also gleichsam zu dem Versuch, ihre Seelen zu retten. Dieser Wunsch führt zu Utopismus und Romantizismus…….“ Popper schließt: „Der Versuch, den Himmel auf Erden zu errichten, erzeugt stets die Hölle.“
Beziehung, ein Glückshormon
Ein kurzer neurobiologischer Blick. Wohlwissend, dass es für den Neurobiologen das Glück als Gefühl in seiner Wissenschaft nicht gibt. Doch auch die Neurobiologen entgeht nicht, das beglückende Gefühl, das man in der Begegnung und Beziehung mit anderen Menschen spüren kann. Dieses Gefühl bewirken die „Glücksstoffe“, die ausgestoßen werden, wenn Mernschen sich begegnen. Geben sei mehr als Nehmen, meint Prof. Adam Grant. Die Glücksbotenstoffe sind endogene Opioide, Oxytozin, und Dopamin. Für interessierte Leser empfehle ich die guten Darstellungen von Joachim Bauer in dem Buch „Prinzip Menschlichkeit“ oder bei Gerhard Roth.
Dass Bezieihung als Weltbeziehung einen wesentlichen Einfluss für ein glückendes und glückliches Leben beinhaltet, zeigt Hartmut Rosa in seinem Buch ‚Resonanz‘ auf.
Strahlen Sie als Glücksstern für andere!
Einheitserlebnisse
Wenn Herausforderung, Fähigkeiten und Handlung Hand in Hand gehen, gleitet ein Mensch in einen Bewusstseinszustand, indem er sich tief verbunden fühlt und sich von grübelnden Gedanken löst und aus tiefstem Herzen alles bejaht. In der Kindheit begegneten uns häufig solche Momente. Kinder vergessen diese Momente allerdings schnell, weil sie gar nichts Besonderes sind. Für ein Kind sind diese Erlebnisse normal.
Oft berichten Menschen von einem solchen Bewusstseinszustand der Verbundenheit beim Wandern oder Sport in der Natur, bei erfüllenden sexuellen Begegnungen, beim Malen, Spielen, erfüllender Arbeitsbetätigung, der Meditation und im Gebet.
Diese Einheitserlebnisse (Maslow) ereilen Menschen unvermittelt, bei alltäglichen Tätigkeiten, Musikhören und Musizieren, unter Drogen. Beschrieben wird das Gefühl als ozeanisch, Angenommensein, als völlig angstfrei oder als Lichterlebnis.
Abraham Maslow entwickelte ein Modell, mit dem er solche Einheitserlebnisse beschrieb. Seine Frage war: Was zeichnet gesunde Menschen psychisch besonders aus? Dabei bemerkte er, dass seelisch stabile Menschen sich an tief berührende Einheitserfahrungen erinnern, daraus Kraft schöpfen und darauf vertrauen, sie wieder zu erleben.
Peak Experience
Entgegen zu Csikszentmihalys (=MC) Ausführungen vergleicht A. Maslow Einheitserlebnisse mit Berichten von Gotteserfahrungen. Maslow formulierte folgende Kriterien für das Gipfelerlebnis („Peak experience“):
- Das alltägliche Zeit- und Raumgefühl verändert sich, die Zeit vergeht wie in Zeitlupe.
- Das Beurteilen kommt zur Ruhe. Man akzeptiert die Umwelt in diesem Moment so, wie sie ist.
- Man erlebt die eigene Identität als etwas, das zum einen einzigartig ist, zum anereren mit allem verbunden.
- Wer Gipeflerlebnisse hat, wird spontaner, liebender und toleranter.
- „Seins-Werte“ wie Wahrheit, Gutheit, Schönheit entwickeln sich.
Beschrieben wurde der Zustand im Sport, spirituellem Tun, Musizieren, Malen, Bergsteigen oder Beruf im Sinn von Berufung mit Formulierungen wie: „Es fließt, es läuft, es arbeitet, es ist wie ein „Rausch…..“. Es ist ähnlich einem autotelischem Zustand. Der Zustand ist außergewöhnlich, weil er sich vom normalen Bewusstseinszustand qualitativ unterscheidet.
M.C. warnt aber vor Manipulation bei rituellen (in Firmen oder durch „Motivations“-Veranstaltungen) und choreografierten Massenereignissen, die Menschen zu einem Flowereignis (fremd) bewegen.
Csikszentmihaly, der Glücksprofessor
Der Psychologe Mihaly Csikszentmihaly prägte in seinem Klassiker „Flow – das Geheimnis des Glücks“ das Wort “Flow” (fließen, schweben) für diese Zustände. Er befragte über Jahrzehnte immer wieder Menschen aus verschiedenen Berufsgruppen, die in der Erfüllung ihrer Tätigkeiten scheinbar „unendliche“ Zufriedenheit und Ressourcen hatten; Dabei stellte er fest, dass dieses Glücksgefühl losgelöst von Ruhm oder von finanziellen Belohnungen war. Im Flow gingen die untersuchten Personen z.B. oft an die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit, nahmen sogar häufig große körperliche Belastungen auf sich und waren dennoch motiviert vom Aspekt des alleinigen Tuns.
Im Alltag kein Glücksgefühl?
Dieses „Gefühl“ stellte sich bei Menschen nicht ein, wenn sie sich alltäglichen Wohlstandsgenüssen hingaben (Hedonismus als Untugend (zu viel desselben) oder das Leben einfach geschehen ließen (‚Fatalismus’, ‚So-what-Syndrom‘). Flow stellte sich auch nicht ein, wenn die Menschen nicht über eine ausgezeichnete fachliche Qualität in dem jeweiligen Bereich verfügten, denn das führt notgedrungen zu Stress bei der Ausführung.
Tun
Flow richtet den Fokus auf die Aktion. Was sich hinter dem Phänomen Flow verbirgt, ist noch nicht abschließend erklärt. Lohnenswert scheint das Bemühen um einen Flow-Zustand und die Flow-Erfahrungen dennoch zu sein, weil der Fokus auf den aktiven und weniger passiven Pol unseres Handlungsspektrums anzusiedeln ist.
Phänomene des Glücksflow nach Csikszentmihaly (2002):
- Intensive und fokussierte Konzentration auf die zu erledigende Aufgabe
- Verlust an reflexivem Selbstbewusstsein (Es stößt zu)
- Ein Gefühl, die laufende Handlung immer unter Kontrolle zu haben
- Veränderung des ZeitempfindensErfahrung, dass die Handlung intrinsische (innerliche) Verstärkungsqualitäten besitzt.
- Ein weiteres Merkmal ist der „soziologische bzw. soziale“ Komplex. In vielen Bereichen muss die Umgebung fördern, dass dieser Zustand geschehen kann und nicht unterbrochen wird. („Schlagbohrmaschine im Nebenraum“).
Kultivierung von Glück im Alltag
Das Glück zeigt sich im ganz normalen Alltag. Vier Menschen fallen mir ein, die meinen Blick geschärft haben: Sennet, Onkel R, Walter und eine Schwester im Karmelorden.
Onkel R. öffnete meinen Blick auf das kleine Unscheinbare in der Natur: ein gelbes Huflattichblümchen auf dem Schotterhaufen entlang eines Wanderwegs im Frühjahr, die Farbenpracht der Blüte. Walter, der Senner, verband meinen Blick des Details mit der Ferne. Und meine Freundin aus dem Karmelorden weitete meinen spirituellen Blick.
Räume der Stille?
Nutzen Sie ruhige Räume. Das kann die Parkbank, die Bank in einer Ausstellung, eine Kirche, das kurze Verharren in einer schönen Erinnerung, ein gemeinsames Essen, eine Kirchen beim Stadtspaziergang.
Demut
Die Glücklichen sollten sich fragen, ob sie ihr Glück wirklich so ganz allein erreicht haben oder ob sie womöglich außer Acht lassen, wie viel sie ihrer Umgebung, ihren Lehrern, ihrem Land, ihren Lebensumständen und schließlich sogar dem schieren Zufall verdanken, der ihnen auf ihrem Lebensweg geholfen hat. Den Wert des kleinen Glücks am Wegesrand in unserem Leben schätzen zu lernen, das könnte zu einer notwendigen neuen Bescheidenheit führen. Ein Teil der Unzufriedenheit und des Strebens nach immer mehr, liegt oft darin, dass es vielen Menschen von heute erheblich an Bescheidenheit fehlt. Und diese Demut es zu üben, ist ein wichtiger Schritt zu einem zufriedenen und glücklichen Leben. Diese Qualität erdet.
Glück teilen
Ich las einmal in einer Zeitung: Ein Lehrer gab jedem Schüler einen Luftballon, die diesen aufblasen, den Namen darauf schreiben und in den Flur werfen mussten. Der Lehrer mischte alle Luftballons. Die Schüler hatten 5 Minuten Zeit, ihren eigenen Luftballon zu finden. Trotz hektischer Suche fanden sehr viele den Ballon mit ihrem Namen drauf nicht.
Wieder mussten die Schüler die Luftballons in den Flur werfen. Nun forderte der Lehrer die Schüler auf, den erstbesten Luftballon zu nehmen und ihn der Person zu geben, deren Name darauf geschrieben stand. Innerhalb von 5 Minuten hatte jeder seinen eigenen Ballon.
Reflexion: „Diese Ballons sind wie das Glück. Wir werden es selten finden, wenn jeder nur nach seinem eigenem sucht. Aber wenn wir uns um das Glück anderer Menschen kümmern … finden wir auch unser eigenes schneller.“
Und was ich noch wiederholen wollte…
Einige Menschen erzählten mir, es gäbe augenscheinlich eine Steigerung von Glück. Diese Menschen berichteten von mystischen Erfahrungen, von Augenblicken großer Ehrfurcht, Augenblicken eines intensivsten Glücks, einer Verzückung, Ekstase oder Glückseeligkeit, die den Zustand umschreiben, wo das Wort Glück das Erleben nicht umfasst. In solchen Fällen schreibt Abraham Maslow verlor sich sogar das Bewusstsein, alles Trennende schwand. Diese Menschen wurden eins mit der Welt, dem Universum.
Es ist das Ende der Anstrengungen und des Strebens, die Erfüllung selbst. Es ist wie das plötzliche Stolplern in den Himmel; wie das Wunder, das geschehen ist, wie die schließlich erlangte Vollkommenheit. Jeder Mensch ist ein Mystiker, schrieb Maslow.
Mögen das viele als Illusion, vielleicht sogar als Halluzinieren oder Realitätsverlust abtun. Diese Menschen haben noch nicht erfahren, dass es „Gipfelerlebnisse“ gibt. Diese Erlebnisse kann jeder machen, das ist nicht auf Religion beschränkt, sondern dem Menschen wesenhaft.
Gipfelerlebnisse ereignen sich häufiger als man denkt. Menschen müssen den Blick nur wieder lernen, diese leisen Augenblicke des Glücks zu erkennen. Es sind nicht die spektakulären und lauten Quellen, die diese Zustände auslösen. Es sind die kleinen gelben Huflattichblümchen am Wegrand von Menschen, es ist das kleine Leuchten im Alltag.
Je mehr sich Menschen mit diesen Gipfelerlebnissen befassen, desto mehr habe ich die Hoffnung, eine Haltung des Gewährenlassens ohne Störung und Eingriff zu empfangen.
Wer in die Welt des Glücks und der Peakerlebnisse eintaucht, wird den Genuß der Gipfelerlebnisse erfahren; früher oder später.
Viel Glück!