Wertorientierung
Werte sind Orientierungsmarken (points of direction), die menschliches Verhalten (behavior) ähnlich den Lebensprinzipien (pincilples of life) steuern.
Werte helfen dem Menschen innere „Tiefe“ (deap sens, thoughts) auszubilden. Sie leiten durch Entscheidungen, geben Kraft und dem Tun Sinn. (siehe auch Victor Frankl). Werte geben in bewegten Zeiten Sicherheit und eben Richtung. Werte werden im Alltag überwiegend unbewusst „erlebt“.
Werte haben Ziel– und Steuerungsqualität, schreibt Prof. Wieland in seinem Handbuch des Wertemanagements.
Werte?
Und Werte sind tief verwurzelte Ansichten über das, was wir für erstrebenswert halten. Sie sind nicht richtig oder falsch, sondern lediglich für den einen oder anderen Kontext weniger passend. Werte zeigen, was Individuen oder Gruppen in menschlichem Handeln als erstrebenswert, wünschenswert, gut, bereichernd oder nützlich ansehen. Sie sind ideelle Vorstellungen über Qualitäten menschlichen Tuns oder Lassens.
Das konkrete Leben ein Abbild der inneren Werte
Werte sind Antworten auf konkrete Verhaltensweisen im Leben eines Menschen. Es ist das Leben selbst, das dem Menschen aufzeigt, was ihn im Innersten bestimmt.
Werte kann man nicht erreichen, sie sind dynamisch, sie treiben uns zum Handeln an oder halten uns davon ab. Sie leben in der aktiven Interaktion von Menschen auf und werden so bewusst. Werte wandeln sich; andere begleiten den Menschen ein Leben lang.
Der Schlüsssel zu den personalen Werten ist die Öffnung des Menschen, liegt in der Wendung hin zum aktiven Leben. In der Verantwortung des konkreten Daseins vollziehen sich die innersten Werte eines Menschen.
Nicht das Anhäufen materieller Dinge sättigt den Menschen, sondern das Fühlen und Kosten der inneren Strebungen. Und diese weisen einen Weg zu einem erfüpllten und gelingenden Leben.
Vielfalt der Werte
Nun gibt es durchaus äußere Dinge, die wir wertschätzen, die uns wichtig sind. Das ist weder verwerflich, noch einem wertvollem Leben gegenläufig. Erfolg kann für verschiedene Menschen sehr Unterschiedliches bedeuten und unter Umständen gegensätzlich verstanden werden. „Von Erfolg spricht man, wenn ihm ein zielstrebiges Handeln vorangegangen ist, das zur Erreichung des Ziels wesentlich beigetragen hat.“ (Viktor Frankl)
Was einen Wert darstell wird vom Menschen bestimmt. Werte, die nur im Raum der Wünsche und Träume verharren, werden wenig bewirken. Erst wenn der Mensch aktiv sich bemüht, diese mit Leben zu erfüllen, werden sie ihm als Orientierungsmarke dienen und bei der Zielerreichung unterstützen.
Entstehung von Werten
Werte bilden sich überwiegend durch Erfahrung, Gewohnheiten oder Ritualisierungen. Nacheifern eines Vorbildes, Prägungen von Familienmitgliedern (im weitesten Sinn), Freunden, Menschen, die uns wichtig sind und Sozialisation durch Kultur, Gesellschaft und Institutionen haben Einfluss auf unsere Werte-Bildung.
Sie wirken wie Orientierungsmarken durch unsere innere und äußere Lebenswelt. Überwiegend beeinflussen uns Werte unbewusst.
Sie bestimmen beispielsweise, welche Kleidung wir tragen, welches Auto uns „steht”, wo wir zum Essen hingehen, welchen menschlichen oder auch tierischen Umgang wir pflegen, ob wir sportlich oder eher unsportlich sein wollen oder welche Musikrichtung wir cool finden.
Werte, kommunikativ?
Werte stehen in Beziehung zu unserer Persönlichkeit. Wir erkennen Sie, wenn wir mit Menschen interagieren. Werte sind ein kommunikatives Ereignis. Erst in der Interaktion können Menschen diese Eigenschaften erkennen und einem Menschen das Merkmal zuschreiben.
- Ist ein Mensch per se diszipliniert oder zeigt sich die Diszipliniertheit erst in seinem Tun?
- Sind Werte dem Verhalten eines Menschen zuzuschreiben oder sind Sie Persönlichkeitsmerkmale?
Wertehierarchie
Werte treten in der Regel hierarchisch (in einer bestimmten Reihenfolge) auf. So stabil die personale Wertewelt sein mag, so instabile können (nicht müssen) wertorientierte Weltanschauungen sein, da sie oft rollenspezifisch orientiert sind. So kann die Wertorientierung die Interaktionen eines Managers mit den Wettbewerbern bestimmen, gänzlich anders aussehen als die Interaktionen mit seinen Mitarbeitern oder seiner Familie. Das bedeutet, die in der personalen Struktur vorgegebenen Werteorientierungen werden situationsspezifisch hierarchisiert.
Die Konstanz liegt dabei meist auf den Unwerten, die die Person unter allen Umständen interaktionell vermeiden will. Der genannte Manager könnte zum Beispiel geneigt sein, in keiner Situation etwas zu tun, was er für Unrecht (nicht seinen Werten entsprechend) hält.
Wirkung der Werte auf die Persönlichkeit
Orientierung
Orientiert ist ein Mensch dann, wenn er seine handlungsleitenden Werte verantwortet übernommen hat und ernsthaft versucht, sein Leben danach einzurichten.
Ein nicht-orientierter Mensch wird sich von der normativen Kraft des Faktischen und nicht von handlungsleitenden Werten bestimmen und orientieren lassen. Nur ein orientierter Mensch wird selbst verantwortet agieren und nicht bloß auf Situationen, Anordnungen, Weisungen scheinbare Notwendigkeiten oder Trends reagieren.
Konfliktfähigkeit
Konfliktfähig ist ein Mensch dann, wenn es ihm gelingt, in konfliktbesetzten Situationen biophil zu handeln und selbstverantwortet zu entscheiden. Diese Fähigkeit ist wesentlich, da Werte immer auch in der konkreten Situation reflektiert werden müssen, denn ein Zuviel eines Wertes schlägt oftmals in eine Untugend um. So wird beispielsweise ein Zuviel der Tugend Sparsamkeit zur „Untugend“ Geiz führen oder ein Zuviel des Mutes zu Leichtsinn führen.
Ich-Stärke
Ich ist jene psychische Instanz, die es uns erlaubt, Strategien zu entwickeln, um in konkreten Welten ein Optimum an positiven Emotionen auszubilden. Das reife Ich orientiert sich in seinem Handeln und Entscheiden an verantwortet übernommenen handlungsleitenden Werten. Diese Orientierung bringt Lustgewinn: Lebenssinn, Lebensziel und personale Identität und gibt dem Leben einen Grund und Sinn.
Empathie
Einfühlung ist die Fähigkeit, sich in andere Menschen hinein zu fühlen, Sachverhalte mit den Augen des Anderen zu sehen, das andere Herz wahrzunehmen. Damit ist Empathie wesentliches Merkmal der sozialen Intelligenz.Da Werte sich erst in der Interaktion mit anderen Menschen materialisieren, ist Empathie für jeden Menschen eine wesentliche Qualität.
Wie will beispielsweise eine überwiegende egozentrische Führungskraft andere Menschen alterozentriert führen? Mich erstaunt immer wieder, dass in vielen Personalentwicklungs– und Bewerbungsgesprächen, diese Qualität kaum abgefragt wird. Ein standardisierter Typen- oder Persönlichkeits-Test allein dürfte kaum ausreichen.
Personale Toleranz
Bezeichnet die Fähigkeit und Bereitschaft einen anderen Menschen in seinem Anderssein (solange er sich nicht sozialunverträglich -assozial- verhält) zu akzeptieren.
Alles könnte auch anders sein, formulierte Ignatius von Loyola ein geschickter Diplomat und Kommunikator schon vor Jahrhunderten.
Werte im Unternehmen
Werte sind auf der Ebene der Überzeugungen (conviction) für die Person als Ganzes bezeichnend und dringen in die Ebene der Haltungen und bis zu den Grundhaltungen vor.
Sie bilden Lebenseinstellungen und durchdringen alles, was wir tun, denken, fühlen und erfahren. Sie sind die Grundfarbe unseres Charakters und bestimmen auf der Ebene der Haltungen (dignity, attitude) Stil und Weise der Lebensäußerung eines Menschen und im Firmenkontext auch die Kultur des Unternehmens.
Werte können Unternehmen und Menschen prägen und geben Handlungsperspektiven.
Grundlegende Veränderungen gehen immer mit einer Veränderung der Werteinstellungen einher.
Eine Unternehmung benötigt Werte, denen die Mitarbeiter sich verpflichtet fühlen und die Respekt geben. So haben die Werte einen normativen Charakter. Diese Werte spiegeln die Moral, an denen sich das konkrete Unternehmen orientiert. Eine Commitmenkultur baut sich nur auf, wenn grundlegende humane Werte die Basis im Unternehmen bilden und auch gelebt werden. Leitbilder sind allzu oft von außen verordnete Begriffe, die wegen ihrer Funktionalität selten ins Innen wirken und so kaum Emotionen bei den Unternehmensangestellten wecken.
Endogene und exogene Wertemoral
- Weshalb sind Werte immer wieder in Unternehmungen oder dem einzelnen Menschen in aller Munde?
- Was ist das Besonderen dieser Situation?
Sehe ich Jahrzehnte zurück, sind es keineswegs primär sich wandelnde Werte., die die Moral der Zeit bestimmen, sondern es hat sich die Moral selbst verändert. Der Wandel vollzog sich vom subjektorientierten zum interaktionistischen und vom bewusstseins- zum handlungsorientierten Denken.
Das bedingte, dass die Moral nicht mehr das moralische Gewissen eines einzelnen zu spiegeln scheint, sondern im allgemeinen Bewusstsein aufgehoben wurde. Eine ursprünglich endogene Moral wurde von einer dominant exogenen abgelöst.
Endogene Moral meint, dass im Fall eines Verstoßes gegen die Normen einer solchen Moral psychische Strafen drohen (wie Schuldgefühle, Scham, Gefühle geminderter Selbstachtung, Ängste)
Exogene Moral meint, dass im Fall des Normverstoßes, soziale, ökonomische, politische Strafen zu erwarten sind. Dabei unterscheiden wir zwischen personaler exogener Moral und systemischer exogener Moral.
Werte als Steuerungsfunktion
Werte üben Steuerungsfunktion aus, sind der Kitt, der Unternehmen (und die Menschen darin) zusammenhält. Sie sind ein unschätzbarer Wettbewerbsvorteil, da diese vom Mitbewerber nicht einfach kopiert werden können, da diese sich aus dem Innen entfalten.
Tragfähige Entwicklungen im Unternehmen sind ausschließlich von der Tiefe her möglich und erfolgversprechend. Diese Werte leben und kommunizieren die Mitarbeiter. Alleinig den Fokus auf Ziele zu richten, reicht nicht, denn diesen liegen unbewusste Motive zugrunde, die auch die Werte steuern. Das bewusste Ich wird allen Zielforderungen zustimmen, aber sein unbewusstes Ich oder ein wichtiger Teil davon tut das nicht. Das Unbewusste fragt unvermeidlich, wo denn der persönliche Gewinn steckt, wenn der Person, Geld, Macht, Anerkennung und Bindung wichtig ist.
Hier liegt eine wesentliche Aufgabe von Führungs-Persönlichkeiten. Dies gelingt nur, wenn die Führungspersönlichkeit sich an der spezifischen Persönlichkeit des Mitarbeiters erkennt und nutzbar macht.
- Welche Führungskräfte verkörpern die Werte ihres Unternehmens?
- Kann ein Unternehmen sich nachhaltig entwickeln, wenn die Führungskraft nur auf materielle Ziele fixiert ist?
Eine nachhaltige Unternehmensentwicklung ist mit solchen Führungskräften kaum denkbar.
Kategorisierung der Werte
Sie haben sicher schon gemerkt, dass es wichtig ist, im Leben ein Gleichgewicht herzustellen und zu halten. Es gibt im Leben viele Themenfacetten, denen Sie in unterschiedlicher Gewichtung Werte zuzuordnen oder neue dazu fügen.
Werte können sich auf das Berufsleben, die privaten Beziehungen (Umgang mit anderen Menschen, Freunden, Lebenspartnern, Kindern, Arbeitkollegen….), die Gesundheit (Fitness, Sportliche Aktivitäten, Körper…), die Leistungsbereitschaft (Erfolgswille, Verlassen der Komfortzone…) beziehen. Genauso bestimmen Sie meinen Umgang mit Zeit oder im materiellen Bereich (Geld, Besitz, Auto…).
Auch in Bezug Frustration bestimmen Werte, ob diese Erlebnisse schneller verarbeitet werden. Sich die eigene Wertestruktur bei Frustrationen bewusst zu machen, ist ein erster Schritt, sich die der Unzufriedenheit innewohnenden Ressourcen zu erschließen.
Spannungsfelder
Heraklit: „Die schönste Harmonie entsteht durch das Zusammenspiel der Gegensätze.“
Werte können widersprüchlich erlebt werden. Im Licht des Anderen gewinnt der Mensch Konturen. Die folgende Liste nennt einige Beispiele:
- Ehrlichkeit – Höflichkeit
- Offenheit – Mitgefühl
- Vertrauen – Vorsicht
- Autonomie – Bindung
- Bewahren – Verändern
- Kontakt – Distanz
- Vernunft – Spontaneität
- Langfristig – kurzfristig
- Teamarbeit – Selbständigkeit
- Sorgfalt – Schnelligkeit
- Durchsetzungsvermögen – Rücksichtnahme
- Planung – Spontaneität
Das bedeutet, dass der Mensch nicht entweder innovativ oder emotional, abhängig oder autonom, unfrei oder frei, altruistisch oder autonom ist.
Lebensbalance
Der Mensch findet seine Balance, indem er diese Spannungen mediiert, um über eine Entscheidung zum Handeln und akzeptieren zu kommen und um sich über diese Gegensätze zu emanzipieren (R. Lay).
Das gelingt nur in einem oszillierenden Abwägen, das einen Weg findet, aus Unterschiedlichen und zunächst unvereinbar Scheinendem, eine neue Qualität, eine Konsensebene oder einen Ausgleich zu schaffen. Es ist wie mit dem Regenbogen, der in seiner Herrlichkeit nur entsteht, da es regnet und zugleich die Sonne scheint.
Oszillieren zwischen Wertewelten
In diesem dynamischen Oszillieren kann ein Leben nach personalen Werten gelingen. Voraussetzung ist, die widerstreitenden Impulse von scheinbarer Ausschließlichkeit zu befreien. So wird Unverbindliches scheinendes verbunden: Wandel und Beständigkeit, Ehrlichkeit und Takt, Authentizität und Diplomatie, Autonomie und Angewiesenheit…..
Jeder Wert ist nur in ausgehaltener Spannung zu seinem positiven Gegenwert ein wirklich stützender Wert. Alles andere führt nur zur Übertreibung und Übermaß im Sinne „des Guten zu viel“. Und manchmal führt es ins Abseits.
Geht nicht ein Mensch, der in Standpunkten verfestigt ist, das Höchste verloren, nämlich miteinander kommunizieren und die persönliche Freiheit neue Möglichkeiten zu sehen?
Das so als vollkommen Gesehene wäre ein Absolutes und zugleich weiß der Mensch, dass es unwahr und unschön ist. Denn führte es nicht zum Abbruch jeglicher Beziehung und des Menschlichen? (Kierkegaard, 721ff Entweder-Oder)
Laoste und der Wert Liebe
Pflichtbewusstsein ohne Liebe macht verdrießlich. Verantwortung ohne Liebe macht rücksichtslos. Gerechtigkeit ohne Liebe macht hart. Wahrhaftigkeit ohne Liebe macht kritiksüchtig. Klugheit ohne Liebe macht betrügerisch. Freundlichkeit ohne Liebe macht heuchlerisch. Ordnung ohne Liebe macht kleinlich. Sachkenntnis ohne Liebe macht rechthaberisch. Macht ohne Liebe macht grausam.
Ehre ohne Liebe macht hochmütig. Besitz ohne Liebe macht geizig. Glaube ohne Liebe macht fanatisch. (Laotse zugeschrieben)
- Was wäre ein Zuviel der Liebe?
Gegenwert
Mit zwei „Gegen“-Werten ergibt sich die Möglichkeit, sich abwechselnd einmal auf die Seite des einen und dann des anderen Wertes zu stellen. So lassen sie sich nicht nur näher kennenlernen, sondern auch aufeinander beziehen und vielleicht sogar kombinieren. Nach mehrmaligem Hin-und-her-Gehen darf sich so das anfängliche „Entweder-Oder“ in ein „Sowohl-als-auch“ verwandeln.
Dazu ein Beispiel aus der Geometrie:
Die Eigenschaften „rund“ und „eckig“ schließen sich in der Regel aus. Geht man jedoch auf die Suche nach einer kreativen Verbindung, kann man den Zylinder entdecken, der beide Eigenschaften in sich vereint. Die Lösung findet sich in einem nicht nur flächigen, sondern räumlichen Gebilde, im Übergang von einer zweidimensionalen zu einer dreidimensionalen Vorstellung.
- Versteht man beim Gespräch zwischen Menschen mehr, wenn man über die Sache spricht oder über das, was der jeweils andere für wichtig empfindet?
- Wie beeinflussen die „Töne“, die im Gespräch mitschwingen, unsere Art zu denken und zu reden?
Vorschläge eines persönlichen Wertemanagements
I)
- Suchen Sie sich einen Platz, wo Sie für einige Zeit ungestört sind.
- Fragen Sie sich: Was ist mir wichtig?
- Ist das Erkannte und Gefühlte wichtig?
- Was würde geschehen, wenn das nicht wichtig wäre?
- Muss ich das tun oder ist es mir eine Herzensangelegenheit
- Notieren Sie die Antworten in ein Büchlein.
II)
Wenn Sie sich eines ihrer Ziele vor Augen führen, welche Werte unterstützen dieses konkrete Ziel?
III)
- Wie sähe ihr Alltag aus, wenn Sie diesen nach ihren Werten ausrichteten?
- Wie sähen anstehende Entscheidungen aus, die Sie ausschließlich nach ihren Werten fällten?