Ohne Mut, können Sie nicht aktiv kommunizieren und spontan agieren.
Ein selbstverantwortetes, moralisches und sittliches Leben ist erst möglich, wenn Haltung, Ausstrahlung und klare Ansagen jenseits „biedermeierischem Gedankenfurze“ in sozialen Medien gezeigt werden. Das bedarf sicherlich Mut.
Primäre Tugenden
Mut befähigt den Menschen auch primäre Tugenden zu leben. Diese seien Zivilcourage, Konfliktfähigkeit und konstruktiver Ungehorsam (Aristoteles). Ohne den Mut zu primären Tugenden zu stehen, verkommen die sekundären Tugenden leicht zu Untugundenen. Viele Diktaturen und streng hierachisch geführte Institutionen stilisieren meist ausschließlich die sekundären Tugenden: Gehorsan, Disziplin, Fleiß….
- Wo endet ein Zuviel an Gehorsam?
- Was ist ein Zuviel an Disziplin?
Mut
Die Therapeutin Virginia Satir schrieb, dass Menschen, die bereit wären, Risiken einzugehen, auch wenn noch nicht alle Befürchtungen ausgeräumt sind, eher stimmig und lebendig wirken. Diese Menschen bleiben auch in Unsicherheiten eher handlungsbereit. Mutige Menschen handeln dynamischer, agiler in komplexen Zeiten. Das beeinflusst das Unternehmen, die Gesellschaft und das Privatleben.
Siedler und Pioniere
Im Management kursierte vor etwa 30 Jahren die Metapher von Siedlern und Pionieren. Dabei wird den Pionieren eher das Charaktermerkmal mutig zugeschrieben. Bei den Siedlern steht Sicherheit, Ordnung und Geborgenheit im Vordergrund. Sich dafür zu entscheiden, bedarf auch des Mutes. So brechen die Pioniere auch von einem festen Punkt auf, der Ihnen Verortung und eine nährende Matrix gibt.
- Wann wird ihr Komfortverhalten ein Zuviel und es wäre angebracht, ihre Situation zu verändern?
Hype oder echtes Signal
Mut ist von blindem Aktionismus und Lärmen zu unterscheiden. Im Beratungsalltag von Veränderungsprozessen in Unternehmen begegnet man oft zwei Handlungsweisen:
1) Manche Menschen verkriechen sich
und
2) andere Menschen zeigen Übereifer, der chaotisch in alle Richtungen zu stürmen scheint.
Produkte und Handlungsanweisungen schnell zu fordern oder den Druck zu erhöhen, um schnellen Erfolg zu generieren, ist heute oft das Standardrepertoir von Führungskräften.
Maßloses Vorwärtsstürmen gleicht eher kindlichen und pubertären Verhaltensmustern.
Sich dem Hype und auch dem Mob entgegen zu stellen und die wirklichen Stellsschrauben zu erkennen und dann auch gegen Widerstand zu vertreten, ist in der heutigen Kultur im öffentlichen Raum wie in Unternehmen ein mutiges Unterfangen.
Zusammenhänge
Dieses maßlose Reagieren weist auf mangelndes Verständnis von Systemen und Wirkweisen in den Institutionen und Gesellschaft.
Sich dem Hype und auch dem Mob entgegen zu stellen und die wirklichen Stellschrauben zu erkennen und dann auch gegen Widerstand zu vertreten, ist in der heutigen Kultur im öffentlichen Raum wie in Unternehmen ein mutiges Unterfangen. All zu viele Menschen folgen unreflektiert den Slogans der Event-Animateure simplifizierenden Welt-verbesserern.
Mut als Innergie
Mut, der Mut macht und Innergie gibt, bedeutet, Ja zu einem personalen Leben zu sagen. Dieses Leben umfasst viele Dimensionen menschlichen Lebens: das physische, das emotionale, das soziale, das mentale, das intellektuelle, das kognitive, das religiöse, das sinnhafte… Leben. Dazu bedarf es eines anderen Mindsets. Dieser personale Deutungsrahmen gibt Orientierung und Hoffnung und das notwendige Brennen (Leidenschaft).
Mut und Angst
Mut hat nichts mit Furchtlosigkeit und sehr wenig mit dem Fehlen von Ängsten zu tun. Der gesunde Menschenverstand, die menschliche Weisheit und das Lebenswissen lehren, Erfolgchancen und Aktivitäten mit Bedacht abzuwägen. Es bedeutet zu erkennen, was man verändern kann und was nicht zu verändern ist. Einer der unweisesten Sprüchen ist, es gäbe keine Grenzen. Viele Menschen, die dem Prinzip „Grenzenlos“ folgen, verlieren sich in einem Ich-Ideal, das jedliche Bodenhaftung und Realität verloren hat.
Um für die rechte Relation zu finden, bedarf es Mut.
Komplexität
Viele Menschen bemerken, dass Ihnen Ihre gewohnte Welt zunehmend entgeleitet. Unser immer kleinteiligeres Wissen scheint überkomplex, unregelmäßig bis nicht kalkulierbar geworden zu sein. Das einzige Sichere ist das Unsichere. Der Mensch braucht Mut, sich diesen Heurausforderungen zu stellen. Das Verhalten gleicht dem einer Blaumerle, die ihren Schnabel in den Wind und Sturm streckt.
„Heute ist die gute alte Zeit von morgen“, formulierte treffend Karl Valentin schon vor 70 Jahren.
Die rechte Zeit
Wirksam agierende Menschen wissen um den Gott Kairos. Man sagt, er sei für den richtigen Augenblick zuständig. Risiko zur rechten Zeit eingegangen, eröfnnet Möglichkeiten, die Welten zu verändern. Ihr Preis dafür ist, Mut zu wagen, sich trauen und die Komfortzone zu verlassen. Sie verlassen den Schwarm und spielen auf neuen Spielfeldern; Sie geben neue Regeln vor und Sie vermögen mit mehrern Bällen auf mehren Feldern in Echtzeit gleichzeitig zu spielen.
Mut in agilen Teams
Meinen Sie, dass Selbstverantwortung, Vertrauen oder Leistungsfreude ohne Mut möglich ist?
Ich denke kaum. So sind auch neue Ansätze wie agile Teams und agile Unternehmen, VUCA, Kanban, Scrum oder Lean-Start-Up- Ansatz nicht ohne mutige und selbstverantwortlich handelnde Persönlichkeiten denkbar. Und es bedarf Mut, in neue Methoden und Prozesse einzusteigen, deren Ausgang offen ist.
Mutige Mitarbeiter, fand Welch, nützen Unternehmen mehr als solche, die aus Sorge, etwas falsch zu machen, gar nichts machen.
Mut und Kommunikation
Kommunikation verstehe ich mit Watzlawick („Menschliche Kommunikation“) als aktive Interaktion. Erst wenn wir in Beziehung treten, gibt Kommunikation Sinn. Und dieser Sinn entsteht, indem wir interagieren und unseren „Sendeplatz“ verlassen. Das bedarf des Mutes.
Dialog
Entscheidend ist, wer wie mit wem redet. Wissen, Verständnis und Begeisterung entsteht erst im Dialog (Miteinander reden) und entzündet sich an seinen Grenzen (Diskurs, Debatte, Diskussion).
Der Kern der Kommunikation bleibt im In-Beziehung-Treten. Das ist riskant. Sie wissen in der Kommunikation nicht, was zurück kommt bzw. vertsanden wird. Diese Ungewissheiten zuzulassen und mit herein ins eigene Denken zu nehmen, bedarf des Mutes: Es könnte sein, dass die Antwort an den Festen Ihres Lebensentwurfs oder den Unternehmensstatuten rüttelt.
Beweglich Denke
Bewegliche Prozessabläufe und Denkstrukturen bedingen Mut: in Organisationen, im Umgang miteinander, in der Betrachtung von Abläufen und in der Kommunikation mit sich selbst. Lineare Sichtweisen weichen den oszillierenden und vielschichtigen Prozessen. Sie werden andere Navigationsinstrumente brauchen, um in Zukunft handlungsfähig zu bleiben. Zu wissen, dass das zu lernen ist, macht Mut und schenkt Hoffnung.
Neue Ebenen
Oftmals ist das Handeln nur die Reaktion auf Althergebrachtes, die das Alte nur konserviert. Hier gilt es mutig zu sein, der Realität in die Augen zu sehen und auf eine neue Ebene zu steigen, um wirklich eine Veränderung zu erreichen.
Menschen, die Mut zeigen, halten den Blick offen, um die Strömungen in der Welt im großen und kleinen wahrzunehmen. Sie wagen sich in die wogenden Meere. Das fühlt sich ungewohnt an und oft bleibt auch die Unsicherheit. Menschen, die über bewegliche Denkstrukturen finden agile Konnektivität (Karl Weick). Ihnen begegnen neue Anschlusspunkte in einer dynamischen Netzstruktur, die eher einer Schaumstruktur (Sloterdijk) gleicht. Weben Sie ein Netz, wie Arachne, das Zusammenhang erzeugt und Sie hält.
Linearität
Popper wies schon früh darauf hin, dass Menschen den Mut aufbringen sollten, zu entscheiden, wann es sinnvoll sei, sich eher „durchzuwursteln“ (Die offene Gesellschaft und ihre Feinde II, 304ff). Das gelingt, wenn wir in einen Beobachterstatus wechslen. Es gilt zu entscheiden, wann der rechte Zeitpunkt ist, wieder vom Beobachterstatus in den „Teil-der-Welt-Status“ zu springen.
Soziale Verantwortung
Menschen zeigen Mut, wenn sie fähig sind, auch unpopuläre Maßnahmen durchzusetzen. Dabei bedeutet unpopulär nicht nur in der Hierarchie abwärts, sondern auch im Vertreten der Geführten nach oben. Personales und sozialverträgliches Entscheiden gelingt mit Mut. So freuen Sie sich als mutiger Mensch auf die Amiguitäten und Spannungsfeldern des Alltags.
Mut und Selbstorganisation
Aktives Selbstmanagement hilft, sich nicht zu verrennen und die Balance zu halten. In einer sich schnell wandelnden Welt dem eigenen Herzen zu folgen, bedarf großen Mutes. Selbstorganisation, Klarheit und Ausrichtung spielen eine entscheidende Rolle. Mut heißt, das Leben selbst in die Hand zu nehmen. Es bedeutet zur Persönlichkeit zu wachsen. Mut und Angst stehen in einem engen Verhältnis. Wer Mut idealisiert wird schnell abstürzen, schreibt Messmer in seinem Buch Grenzgänger.
Mut und Vertrauen
„Die Definition von Mut zum Schluss: Mut, auch Wagemut oder Beherztheit, sei, dass man sich traut und fähig ist, etwas zu wagen, das heißt, sich in eine mit Unsicherheiten verbundene Situation zu begeben.“
Ohne Mut ist kein Vertrauen möglich. Und Vertrauen ist für eine offene Kommunikation unabdingbar. Vertrauen reduziert die Komplexität (Luhmann). Vertrauen ermöglicht, ehrlich zu interagieren. Vertrauen sei nicht vertrauensseelig. Bei Vertrauenswürdigkeit ist der Blick eher in die Vergangenheit gerichtet und zeigt Bekanntes und Bewährtes. Danach zu Handeln, bedarf kaum einer mutigen Handlung.
Mut und Demut
Mut zeigt sich auch in dem Wort De-Mut. Demut (humildad) besagt, dass ein Mensch in der existenziellen Wahrheit seines Lebens verwurzelt ist: Er erkennt an, dass es etwas anderes gibt und er nicht ausschließlich Kraft eigener Leistung, sondern aus der Kraft der Liebe lebt. Seine menschliche Würde steckt auch darin, seinen Mitmenschen mit einer realistischen Selbsteinschätzung zu begegnen, in der er sich weder überschätzt noch auf ungesunde Weise abwertet oder minderwertig fühlt. Eine Persönlichkeit zeigt Demut (siehe Antrittsrede von Saatspräsident Dr. W. Steinmeier). Demütige Menschen handeln so, dass durch ihr Handeln fremdes und eigenes personales Leben eher gemehrt als gemindert wird (biophiles Postulat).
Nur Mut!
Rufe ich Ihnen zu.